Es war unfassbar - nicht nur für die deutschen Fans in Kitzbühel oder an den Fernsehgeräten zu Hause. Auch Thomas Dreßen musste sich wohl einige Male kneifen, bis er seinen Triumph auf der schwersten Abfahrt der Welt fassen konnte. Der Mittenwalder schaffte bei seinem erst zweiten Auftritt auf der berüchtigten Streif, was vor ihm nur einem gebürtigen Deutschen gelang: Er ließ die gesamte Konkurrenz hinter sich. Verdient, niemand befuhr Mausefalle, Steilhang, Hausbergkante und Traverse wie aus einem Guss, außer Dreßen. Und schon bald wird eine Gondel an der Hahnenkammbahn seinen Namen tragen. Was für eine Steigerung in einer Saison, die für den 24-Jährigen bereits in Beaver Creek traumhaft begann. Dort wurde er Abfahrts-Dritter, holte seinen ersten Podestplatz in der Königsklasse und seitdem hat ihn die internationale Elite auf der Rechnung.

Vor Dreßen reüssierte zuletzt Sepp Ferstl 1978 und 1979 bei der Abfahrt in Kitzbühel. Sein Sohn Josef feierte im Dezember in Gröden seinen ersten Weltcup-Sieg. Dort gewann der Junior den Super-G und schrieb - wie Dreßen am Hahnenkamm - Skigeschichte. Ferstl feierte den ersten deutschen Triumph in dieser Disziplin seit Markus Wasmeier. Und das ist 27 Jahre her.

Neben den drei Podiumserfolgen sorgten die Speed-Herren bisher für neun Top-Ten-Ergebnisse. Allen voran Andreas Sander, dem der Sprung auf das Treppchen endlich zu wünschen ist. Bundestrainer Matthias Bertholds Rechnung scheint vor dem Saisonhöhepunkt in Korea aufzugehen. Er wollte die deutschen Herren des schnellen Skis wieder konkurrenzfähig machen. Termingerecht, mag man ihm zurufen! Denn leider haben sich die sonst immer für Podestplätze guten Techniker Felix Neureuther und Stefan Luitz bereits mit Kreuzbandriss von Olympia verabschiedet. Freuen dürfte sie, dass neben Fritz Dopfer nun Dreßen, Ferstl und Sander die deutschen Fahnen hoch halten werde, in Pyeongchang.